Case Management - eine Erklärung

Entstehung und Entwicklung

Der Begriff Case Management hat sich in der Schweiz seit den 90er Jahren verbreitet. Aber woher kommt er?

Wie das englische Wort vermuten lässt, stammt das Konzept aus dem angelsächsischen Raum. Die Sozialwissenschaftler meinen, dass die Geburtsstunde des Case Managements bereits im Jahre 1863 in den USA schlug. Damals wurde in Massachusetts der erste amerikanische Verband von Wohltätigkeitsorganisationen gegründet. Helfer begannen, den Versorgungsbedarf von neuen Einwanderern zu erheben und nach geeigneten Personen, Gruppen und Organisationen zu suchen, die diesen Bedarf decken konnten.

Primäre Bedürfnisse befriedigen: In den USA stehen um 1930 Arbeitslose vor einer Suppenküche an

Bereits in den 1920er Jahren etablierte sich das Case Management in den USA als konstruktive Methode der Sozialen Arbeit. 1940 wurde die Methode nicht nur im ursprünglichen sozial-pflegerischen Gebiet, sondern auch in der Krankenversorgung angewendet.

In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren wuchs das Angebot im US-Gesundheitssystem weitgehend unkontrolliert, und die Ausgaben stiegen. Dabei übernahm das Case Management eine entscheidende Funktion: die Koordination innerhalb der Fülle von Dienstleistungen und im Dschungel der Versorgungsstrukturen. In den Jahrzehnten darauf stiegen in den USA die Erwartungen der politisch Verantwortlichen an das Case Management spürbar: Es sollte als Mittel gegen die Ineffizienz der Krankenversorgung und zur Senkung der Ausgaben im Gesundheitswesen eingesetzt werden. 

In Grossbritannien sprach sich die staatliche Gesundheitsverwaltung für das Case Management als qualifizierte Methode aus, die Herausforderungen in der Krankenversorgung zu bewältigen. Dabei griffen die Briten auf die Erfahrungen des US-amerikanischen Case Managements zurück, sprechen jedoch eher von Care Management. Der Begriff macht deutlich, dass es weniger um die Begleitung des individuellen Klienten/Patienten geht. Das Care Management koordiniert die Dienstleistungen im Gesundheitswesen, um eine effiziente Antwort auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten zu finden.


Case Management in der Schweiz

Das im anglo-amerikanischen Raum entwickelte Case Management ist in der Schweiz ab den 1990er Jahren zunächst in Pilotprojekten der Sozialen Arbeit angewendet worden. Zehn Jahre später erkannten auch Versicherungen und das Gesundheitswesen das Potenzial der Methode.

Im Fokus stehen zweifellos die wirtschaftlichen Vorteile: Kostenreduktion dank besserer Koordination und besserer Vernetzung, Vermeiden von Doppelspurigkeiten, dafür zielgerichtetes Handeln. Aber das Case Management bietet viel mehr: Es beachtet die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen und sucht nach tragbaren Lösungen in komplexen und spannungsgeladenen Situationen, in denen es zwischen verschiedenen Interessen oder Interessengruppen zu vermitteln gilt.

Viele Grossunternehmen verfügen mittlerweile über ein eigenes, internes Case Management, das in der Regel der HR-Abteilung angegliedert ist oder mit dieser eng zusammenarbeitet. Andere Firmen kaufen Case-Management- Dienstleistungen bei externen Fachleuten ein, die einen beruflichen Hintergrund im Sozial-, Gesundheits- oder Versicherungsbereich besitzen.

Möchten Sie mehr über das Case Management erfahren? Ausführliche Informationen finden Sie in: Case Management, Manfred Neuffer, München 2007; Chancen und Tücken von Case Management für die Soziale Arbeit, Andrea Früh, SozialAktuell Nr. 3, März 2012; Case Management: Anglo-amerikanische Konzepte und ihre Anwendbarkeit im Rahmen der bundesdeutschen Krankenversicherung, Michael Ewers, Berlin 1996